»Die Berichterstattung zur ZASt ist unsensibel und unausgeglichen«

Stellungnahme zur derzeitigen Berichterstattung über die Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber*innen in Halberstadt

“Die Berichterstattung zur ZASt ist unsensibel und unausgeglichen“

Nach mehreren Berichten über gewaltvolle Übergriffe in der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber*innen in Halberstadt kritisiert der Flüchtlingsrat die Berichterstattung der regionalen Medien. Die Art und Weise, in der über die Bewohner*innen geschrieben wird, steht regelmäßig in der Kritik, jedoch zeigen die vergangenen Wochen erneut die Unausgewogenheit der Berichterstattung.

Am gravierendsten ist zweifelsohne die Tatsache, dass die Stimmen derer, die in der Massenunterkunft in Halberstadt leben müssen, nicht berücksichtigt werden. Ihre Einstellungen und Gefühle zur Gewalt und den Vorgängen sind in der Berichterstattung nicht sichtbar, ihre Einschätzungen bleiben in der Debatte ungehört. Und folglich finden auch die Perspektivlosigkeit und Frustration mit der grundlegenden Situation, von denen uns viele Bewohner*innen berichten, in den „Analysen“ von Volksstimme und Mitteldeutscher Zeitung keinen Raum. Stattdessen werden lediglich Funktionsträger*innen wie zum Beispiel der Einsatzleiter der Polizei oder Ministeriumsangestellte befragt, deren Einschätzungen der Situation erwartbar einseitig sind.

Zudem wird von Maßnahmen des Landes berichtet, die alle Asylsuchenden im Rundumschlag betreffen und somit auch bewerten – wie beispielsweise die Sicherheitstüren und Plexiglasscheiben, hinter denen sich Behördenmitarbeiter*innen nun scheinbar „verbarrikadieren“ müssten.

Auch erstaunlich ist, dass Organisationen, die in der Region Expertise und Erfahrungswerte zur Thematik besitzen, bezüglich der Vorfälle nicht angefragt werden. Mitarbeiter*innen der Einrichtung und der sie umgebenden Ämter und Dienstleister haben selbstverständlich einen beschränkteren Zugang zur tatsächlichen Einschätzung der Bewohner*innen der ZASt als unabhängige Organisationen.

Der Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt spricht sich daher mit Nachdruck dafür aus, diese Stimmen aufzunehmen und Differenzierung in die Berichterstattung zu bringen.



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